Ein Modell- bzw. Spieleisenbahner betrachtet Lummerland und die Inselgleisanlage mit anderen Augen als ein Kind oder die Kunst-, Theater- und Fernsehschaffenden. Obwohl ich in meiner Jugend selbstverständlich die Bücher gelesen und die Filme gesehen hatte und trotz dreier hierob begeisterter Kinder und demzufolge "Lummerland" als Buch, Video, Cassette und CD zu Besitz und Eigentum war mir der modell- bzw. spielbahnerische Aspekt dieses Inselchens aber nie zu Bewußstsein gekommen. Bis eines Tages in der de.rec.modelle.bahn (wo auch sonst) die Frage nach dem Gleisplan von Lummerland aufkam - natürlich mit dem Zweck und Ziel, diesen für Lokomotivführer und Spielbahner idyllischen Ort als kleine Eisenbahnanlage für den Nachwuchs auferstehen zu lassen. Betrachtet man diesen Gedanken etwas genauer, so stellt man sehr schnell fest, daß dieses sujet geradezu die optimale (Spiel)Anlage (nicht nur) für Kinder abgibt: Das "Vorbild" ist eine Insel, der von "richtigen" bzw. "echten" Modelleisenbahnern (sog. Nietenzählern und Pufferküssern) naserümpfend gerügte Kreisverkehr der Spieleisenbahner ist also geradezu prototypisch und zwingend und mit etwas Meer um die Insel herum bieten sich weitere Spielmöglichkeiten. Auch der Gartenbahner kann hieran seine Freude haben, ermöglicht ihm doch der zwingende Kreisverkehr und die vorgegebenen Beschränkungen/Begrenzungen eine auch in einen kleinen Garten passende und nicht aufgepfropft wirkende Gartenbahnanlage. Mit anderen Worten: Ein interessanter Anlagengedanke für jeden, der sich nicht bedingungs- und humorlos dem absolut vorbildgerechten Modell(eisenbahn)bau verschrieben hat.
Damit schien die Sache beendet. Aber betrachtet man sich die Filmaufnahmen der Insel genauer, stellt man fest, daß dieser Plan zumindest zwei Fehler hat (entweder hat da jemand geschlafen oder der Plan entspricht nur einem frühen Entwurf und berücksichtigt nicht den tatsächlich erfolgten Aufbau; aber vermutlich darf man von einem "einfachen" Fernsehschaffenden nicht eine solche Obsession erwarten):
Die Weiche in der 2. Ebene vorne ist nicht auf oder vor (rechts von) der Brücke sondern folgt erst nach der Brücke (links von dieser). Dies mag man noch als "Nietenzählerei" abtun (obwohl ich bekanntlich alles anderes als ein Niete(n)zähler und Pufferküsser bin). Aber rechts oben bzw. außen in der 2. Ebene ist keine Weiche (die im Plan in jedem Fall nach unten zur Ebene 1 führt). Vielmehr liegt (im Film) "diese" Weiche rechts außen auf Ebene 1, so daß nach Passieren des Bergs auf Ebene 1 ein Abzweig nach links geht, in einen kleinen Tunnel mündet, in einem Bogen nach vorne zurückkehrt und so eine (die zweite) Kehrschleife bildet - eine, wie ich finde, deutlich sinnvollere und nutzbarere Streckenführung.
Auch in ein paar weiteren,weniger wichtigen Details weicht der Plan von der tatsächlichen, im Film erkennbaren Streckenführung ab; deren eingehende Erörterung dürfte aber nicht erforderlich sein.
Ich habe nach diesem Gleisplan und den erforderlichen Korrekturen auf Grundlage des (wen wundert´s) Märklin-Metallgleises einen dem filmischen "Vorbild" möglichst nahekommenden Gleisplan für H0 (ich weiß, das Rollmaterial erweckt eher den Eindruck einer Schmalspurbahn) erstellt. Er ist rechts zu sehen.
Die beiden Bilder sollen nur einen Eindruck vermitteln. In verwertbarer Größe können sie per download abgeholt werden; die Größe beträgt 50kB.
Wie erwähnt bin ich alles andere als ein Niete(n)zähler und Pufferküsser. Meine Rekonstruktion des Gleisplans scheint daher nicht perfekt zu sein. User Rebo (ein Pseudonym, der Autor möchte anonym bleiben) hat sich der Mühe unterzogen und eine Analyse meines Entwurf und der filmischen Wirklichkeit erstellt, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und zu neuen Erkenntnissen führt, die bei jedem exakten Nachbau zu beachten wären. Danach muß der Gleisplan Lummerlands neu geschrieben werden. Mit seiner freundlichen Genehmigung mache ich diese Analyse "Die Philosophie Lummerlands" dem geneigten Publikum zugänglich.
Ein weiteres Kuriosum: Bekanntlich akquirieren die Protagonisten am Ende des vierten Teils von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" Neu-Lummerland. Dieses Inselchen wird links vorne "angedockt" und erhält einen Gleisanschluß mit Prellbock (dem einzigen Prellbock der Insel). In den einzelnen Folgen sind aber zwei verschiedene Arten des Anschlusses dieses Gleises an die Hauptstrecke auf Ebene 1 von Lummerland zu sehen. Die zuerst gezeigte Variante erforderte eine völlige Neuverlegung der Gleise und der Weichen auf der linken Seite, die m.E. auch den Prinzipien der Gleisführung (durchgehender Verkehr sollte nicht über einen Abzweig führen) Hohn spricht: Von "hinten" kommend führt der Geradeauszweig einer Linksweiche parallel zur linken Insel"kante" direkt nach vorne auf Neu-Lummerland , der Abzweig gefolgt von einem Gegenbogen hingegen auf Hauptstrecke, d.h. auf die entgegengesetzte Rechtsweiche, deren Abzweig die Steigungsstrecke hinauf zum Schloß und Ebene 2 führt. In einer späteren Folge von "Jim Knopf und die wilde 13" wird aber ein schon eher einleuchtender Anschluß gezeigt, bei dem "hinter" besagter Rechtsweiche zu Ebene 2 eine Rechtsweiche eingefügt ist, deren Abzweig zu dem Neu-Lummerland-Anschlußgleis führt.
So niedlich die Streckenführung auch ist - ohne Wagen und m.E. auch ohne ein paar Abstellgleise ist der Spielspaß doch arg begrenzt. Es wäre daher überlegenswert, nicht strikt am "Vorbild" zu kleben sondern an geeigneter Stelle ein paar Abstellgleise zu ergänzen. Ich bitte um Vorschläge.
Aufgrund der doch etwas konzentrierten Gleisanlage und des Einsatzes von zumindest zwei Loks erscheint auch die Verwendung des Digital-Systems sinnvoll. Manche mögen dies als overkill ansehen - dem Spielspaß kommt dies aber sehr zugute. Wodurch sich außerdem der Kreis zu dieser doch dem Digital-System gewidmeten Site schließt.
Alternative(n)
Zwar ist mir bislang noch kein entsprechender HO-Nachbau von Lummerland bekannt geworden. Allerdings hat dieses Projekt über die H0-Grenzen hinaus andere Spiel- und Modellbahner angeregt. So hat der Lummerland-Fan Claus Müller für seinen nicht weniger Lummerland-begeisterten Sohn Aljoscha nach diesem Gleisplan Lummerland aus Brio-Gleisen nachgebaut.
Das nebenstehende Bild zeigt das Ergebnis; ich danke Herr Müller für die Erlaubnis, das Bild hier zeigen zu dürfen. Dreht man das Bild um 90 Grad nach rechts, so paßt es zu den obigen Gleisplänen.
Andere kleben nicht so an dem "Vorbild" des Lummerlands der Augsburger Puppenkiste (oder wurde hierdurch nicht entscheidend geprägt):
Dr. Hennich Schmidt hat seiner HOe-Version von Lummerland einen auf Basis der Buchillustration frei interpretierten Gleisplan zugrundelegt. Sein Ziel war auch, möglichst viel Gleis unterzubringen; dies ist ihm durchaus gelungen. Und das gestalterische Ergebnis ist wirklich beeindruckend.
Ganz exotisch baut Helmut Heinert aus Schwerte sein persönliches Lummerland im Maßstab 1:43,5 -Schmalspur im Maßstab 0 auf H0e-Gleisen. Das Rollmaterial wird natürlich ebenfalls Eigenbau. Da er (noch) keine Homepage besitzt, mache ich sein ausführlich beschriebenes Konzept auf einer gesonderten Seite zugänglich. Es hat durchaus etwas für sich ....
Einen Gleisplan in Minitrix Spur N hat Norbert Grabs entwickelt. Plan und Stückliste können hier heruntergeladen werden. Er weist auf folgendes hin:
"Da 2 Kehrschleifen in der Anlage vorhanden sind müssen 2 speziell dafür erhältliche elektronische Bauteile eingesetzt werden (ansonsten Kurzschluß !). Die Umsetzung ist wohl einfach.
Dann gibt es bei meinem Plan 2 Stellen, an denen Flexgleis verlegt werden muss, um die Gleise zu schließen. Im Plan habe ich 2 x das Minitrixgleis 14902 Gerade 31,3cm verlegt, um die Machbarkeit der Umsetzung mit Flexgleis zu überprüfen. Die beiden Geleise sind in meinem Plan ausgegraut und dienten der Ermittlung der Menge Flexgleis - man kommt mit einem Minitrix Flexgleis 14901 73cm aus. Die Stückzahlliste berücksichtigt diesen Umstand !
Die reine Gleisanlage ist dann ca. 170cm x 110cm - eigentlich ziemlich groß.
Die Steigungsstrecke, die vorm Schloß entlangläuft, ist im Film parallel zur hinter dem Schloß verlaufenden Strecke - es gibt eindeutige Szenen in denen das zu beobachten ist. Eventuell muss die Steigungsstrecke noch um ein kleines Stück gerades Gleis verlängert werden - eben wegen der Steigung !"
Zum Schluß
Leider gelang es mir nicht, von der Augsburger Puppenkiste den tatsächlich umgesetzten Gleisplan oder zumindest eine vollständige Aufnahme aus der Vogelperspektive zu erhalten; offenbar ist das Ganze schon zu lange her. Zumindest aber wurden, wie dem nachfolgenden Auszug deren durchaus von Humor gekennzeichneten Antwort zu entnehmen ist, keine Einwände gegen diese Präsentation erhoben.